Das französische Hochschulsystem

Universitäten und Grande Écoles

Nach dem Abitur in Deutschland haben Sie die Möglichkeit, ein Studium an einer Universität oder einer Fachhochschule (FH) aufzunehmen. Wie ist aber das Hochschulsystem in Frankreich aufgebaut? Einzelheiten und praktische Informationen über französische Universitäten und Hochschulen finden Sie im Folgenden.

Zunächst vorab: In Frankreich wird nicht zwischen Universitäten und Fachhochschulen differenziert. Zu unterscheiden ist zwischen den universitären und außeruniversitären, staatlichen und privaten Hochschulen. Im Grunde kann man die Hochschulen in fünf Gruppen einteilen – die université, die grandes écoles sowie die ecoles spécialisées, die filières courtes und die filières longues. Weiterhin gibt es drei Abschnitte, die jeweils den Namen des Abschlusses tragen:

Dies gilt allerdings nur für die reformierten Hochschulen; nicht reformierte Hochschulen sprechen vom 1er cycle (umfasst die ersten vier Semester), 2e cycle (die folgende vier Semester) und 3e cycle (die darauffolgenden Semester bis zum doctorat).

Université

Die französischen Universitäten werden unterteilt in die Unités de Formation et de Recherche (UFR), die Fakultäten. Dieses System ist vergleichbar mit dem in Deutschland. Zu differenzieren ist zwischen drei grob eingeteilten Fachrichtungen.

Daneben gibt es noch die spezifischen Studiengänge wie z. B. Architektur, Kunst, Agrarwissenschaften, Medienkommunikation und Medizin, für die besondere Zulassungsvoraussetzungen gelten. Bereits an der Universität hat man die Möglichkeit, sich auf ein bestimmtes Gebiet zu spezialisieren.

Zurzeit gibt es in Frankreich mehr als 80 staatliche Universitäten, an denen kostenlos studiert werden kann. Allerdings werden jährlich Immatrikulationskosten zwischen 150 und 500 Euro fällig.

Grande écoles

Der Besuch dieser renommierten Schulen, die in den Geisteswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften sowie Natur- und Ingenieurwissenschaften ausbilden, ist mit strengen Auswahlkriterien verbunden, da die Ausbildung an diesen Schulen einen hohen Stellenwert genießt.

Die Aufnahme erfordert in der Regel eine schriftliche Aufnahmeprüfung sowie ein Gespräch. Jedoch besteht die Möglichkeit, sich in Kursen auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Diese classes préperatoires (prépa) werden an den französischen Gymnasien angeboten. Für Deutsche ist es allerdings relativ schwer, Zugang zu diesen Klassen zu bekommen. Sie sollten sich deshalb genau überlegen, ob sich der zeitliche Aufwand lohnt. Meistens ist es die bessere Möglichkeit, sich zunächst an einer deutschen Universität zu immatrikulieren, und dann für ein oder zwei Jahre in Frankreich an einer dieser Schulen zu studieren. Zu unterscheiden ist zwischen:

Aber was steckt hinter den verschiedenen écoles?  

Filières courtes

Wie der Name bereits sagt, handelt es sich um ein Kurzstudium, das ca. zwei Jahre dauert und Ausbildungen anbietet, die dem lokalen Bedarf an Fachpersonal decken. Zusammenfassen lässt sich diese Ausbildung unter dem Namen Instituts universitaires de technologie (IUT), die Techniker und Assistenten der Dienstleistungssektoren und Industrie hervorbringt. Die Ausbildung sieht 32 Vorlesungsstunden pro Woche sowie ein zehnwöchiges Praktikum vor.

Die Studenten schließen das Studium mit dem Diplome universitaire de technologie (DUT) ab. Das Auswahlverfahren ist sehr streng. Sie müssen sich mit Ihren Zeugnissen und einem Anschreiben bis spätestens zum 15. April eines Jahres bewerben, um im Oktober das Studium aufnehmen zu können. Weiterhin ist ein Auswahlgespräch erforderlich.

Voraussetzung ist auch, dass Sie die französische Sprache beherrschen. Den Nachweis können Sie entweder anhand von Schulnoten oder Sprachtests erbringen. Eine Übersicht über die IUT in Frankreich finden Sie im Internet unter www.iut-orsay.fr .

Beachten Sie, dass es sich nicht um ein vollwertiges Studium handelt, sondern eher um eine Ausbildung. Viele IUT-Studenten nehmen im Anschluss an den Erhalt des DUT ein weiteres Studium auf. Seit 2000 besteht die Möglichkeit, in einem weiteren einjährigen Studiengang eine licence professionelle zu erwerben. Dieser Abschluss wird in Deutschland als Bachelor anerkannt. Dieser Studiengang ist sehr praxisorientiert und wird insbesondere für die Bereiche Informatik, Bank- und Versicherungswesen, Logistik, Multimedia und Online-Dienste, Berufe der Stadt-, Abfall- oder Wasserverwaltung, Lebensmittelhygiene, Buchhandel, landwirtschaftliche und industrielle Produktion angeboten. In Frankreich gibt es über 600 licences professionelles. Eine Übersicht über die Angebote finden Sie im Internet unter www.education.gouv.fr .

Filières longues

Diese Form findet man an den Instituts Universitaires Professionnalisés (IUP), die vergleichbar sind mit den deutschen Fachhochschulen. Das Studium dauert ca. drei Jahre, während denen eine enge Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen besteht. Zum Studium gehört in der Regel auch die Unterrichtung in zwei Fremdsprachen. Die Ausbildung kann entweder mit dem master oder der maitrise abgeschlossen werden. Dies ist abhängig davon, ob das IUP dem reformierten oder dem nicht reformierten Hochschulsystem angeschlossen ist.

An den IUP kann man technische, kaufmännische oder naturwissenschaftliche Studiengänge belegen, aber auch Informations- oder Kommunikationswissenschaften. Voraussetzung für die Aufnahme ist die Absolvierung des ersten (klassisches System) bzw. der ersten beiden (reformiertes System) Studienjahre sowie eine Aufnahmeprüfung. Wer bereits eine licence an einer Uni erworben hat, kann direkt in das zweite Studienjahr einsteigen.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus Studieren in den USA. Klicken Sie hier, um ein Exemplar zu bestellen.


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