Umgangsformen und Bräuche

Der Insel-Knigge

„Andere Länder, andere Sitten“ ist vermutlich einer der meistzitierten Aussprüche überhaupt. Kein Wunder. Um sich verwirren zu lassen, braucht man in kein exotisches Dschungelland zu reisen, ein beliebiger europäischer Nachbarstaat tut’s auch. Die Probleme beginnen schon bei Bräuchen des Alltags und bei der Umgangssprache sowieso.

Alright? 

Es ist der ultimative Appendix an jeder Begrüßung: ‘You alright?’ bzw. eher ‘Alright?’ Häufig wird dieses Wort auch bis zur Unkenntlichkeit verzogen zu einem Laut wie in etwa ‘Oai?’ So üblich es ist, so verwirrend kann es auch sein, denn man hört ‘You alright?’ nicht nur von Freunden, Nachbarn und Kollegen, sondern auch von Menschen, von denen man es nicht erwartet, wie Kassierer oder Postbote. Ob man sich zu einem Meeting zusammenfindet oder im Vorbeigehen grüßt. Ob man sich gut kennt oder zum ersten Mal sieht spielt keine Rolle. Fragt man die Engländer selbst nach diesem Brauch, blickt man in ratlose Gesichter und es wird klar: Diese Frage nach dem Befinden ist einfach nur ein Bestandteil der Begrüßungsformel und keine Erkundigung.

Die Eine-Million-Pfund-Frage ist jetzt: wie reagiert man darauf? Am besten orientiert man sich in der Ausführlichkeit seiner Antwort an drei Faktoren:

  1. Wie gut man mit der Person bekannt ist.
  2. Wie flüchtig die Begrüßung ausgesprochen wird.
  3. Wie die Begrüßungssituation ist: also eine ‘social situation’ mit Konversation als Folge, oder eher eine unverbindliche, z. B. wenn man am Infoschalter an die Reihe kommt.

Das Spektrum möglicher Reaktionen reicht demnach von verbindlichem Nicken ohne Antwort (mit maximal einem flüchtigen ‘Oai’ als Erwiderung) über eine schnelle Antwort mit Rückfrage (‘Good thanks, yourself?’) bis zum verbindlichen ‘I’m very well, thanks, how are you?’

Auf der sicheren Seite ist man in England immer, wenn man im Zweifelsfall zu höflich antwortet, als zu ‘deutsch’ – sprich unverbindlich. Besser, etwas auf die freundliche Art falsch machen, als auf die unfreundliche.

Cheers 

Prost, auf eine nette Überraschung: ‘cheers’ ist nicht nur ein Trinkbefehl, sondern auch ein Äquivalent zu ‘thanks’ – und zwar nicht nur in der Kneipe, sondern im alltäglichen Leben. Es ist eine Art umgangssprachliches, freundschaftliches thanks. Eines fürs Feuer-Geben, Vorbeilassen, einen guten Tipp, fürs Wechselgeld etc. Ein wichtiger Unterschied zum ‘thanks’ ist jedoch: man sagt nie ‘many cheers’ oder ‘cheers a lot’ oder sowas. Das ‘cheers’ steht immer alleine. Das arme Ding.

Thank you and sorry 

Diese beiden fasse ich mal zusammen, denn es gibt zu beiden nicht viel zu sagen, aber dafür zu beiden das Gleiche: Sie sind Überlebenswichtig. Entgegen anderslautenden Gerüchten entschuldigt sich zwar noch nicht einmal ein Engländer wenn ihm jemand auf den Fuß tritt (Außer es passiert mal aus Reflex), doch entschuldigen tut man sich schon gern – und lieber zweimal zu oft als einmal zu wenig.

Gleiches gilt fürs Bedanken. Im Zweifelsfall mehrmals hintereinander, zum Beispiel, wenn die Schachtel Kippen auf den Ladentisch gelegt wird, wenn man sein Wechselgeld bekommt und dann nochmal beim Verabschieden. Ist ganz leicht: nie verkrampfen, einfach nett und verbindlich sein.

Noch mehr Bräuchen und Umgangsformen der Briten sind auf Living In Britain  beschrieben. Des Weiteren finden Auswanderer, Studenten und Reiselustige dort jede Menge Tipps und Erfahrungsberichte zum Leben und Einleben auf der Insel.


www.justlanded.com © 2003-2024 Just Landed